„S’schbuukt auf em Baurahof!“

„Hilfe, Hilfe!“ Paule, der beste Ferkelfreund von Hennriette kommt angerannt, als wäre der Schlachter persönlich hinter ihm her. Zitternd und völlig außer Atem sucht er Zuflucht im sicheren Hühnermobil. „Hennriette, Hennriette! Es spukt auf dem Hof! Überall verteilt leuchten in der Dunkelheit funkelnde Fratzen und wollen über mich herfallen!“

Die Brieftauben Karle und Horst sind ebenfalls zu Besuch im Hühnermobil und beginnen mit geheimnisvollen Stimmen zu erzählen:

„Im Dorf war die letzten Tage sehr viel los. In den Gärten wurde fleißig gearbeitet, denn das letzte Gemüse und Obst wurde geerntet und die Sommerblumen wie Dahlien usw. wurden eingewintert und DANN Huhuhuuuuu! ……krochen sie langsam aus allen Ecken – die Dorfgeister sind aus den dunklen Tiefen zu uns gekehrt!

„Aaaaaaaaaaaaah!“ angstvoll kreischen alle Hühner aufgeregt auf und die Federn wirbeln nur so umeinander.

„Hahahahaha, ihr Stallscheißer!“ lachen Karle und Horst. „Das sind doch keine echten Geister! Die Dorfbewohner haben Kürbissgeister geschnitzt.“

Auch die Bäuerin Petra hat mit ihren Töchtern Sina und Josephine Kürbisgeister geschnitzt. Bekommt ihr blinden Hühner denn gar nichts mit? Sie stellen sie im Hof überall auf und nachts brennt eine Kerze darin. Das sieht richtig gruselig aus.“

Hennriette fragt entsetzt: „Aber warum machen die Dorfmenschen das?“

Die Brieftauben Karle und Horst berichten: „Die älteren Leute sagen, es sei ein neumodischer Kram, der aus Amerika her rüber gekommen sei, aber so ist es nicht. Der Tag vor Allerheiligen ist ein uraltes katholisches Fest und stammt von den Kelten ab. Es ist schon 2500 Jahre alt und beinhaltet eine sehr sehr lange Geschichte. Wir erzählen sie euch abgekürzt:

Die Kelten lebten nicht nur in Deutschland, sondern auch in Irland und England. Dort wurden einen Tag vor Allerheiligen die Gärten und Häuser schön schaurig geschmückt. Sie nennen den 31.Oktober auch Halloween. Halloween ist Englisch und bedeutet: der Abend vor Allerheiligen. Man nannte es auch das Totesfest „Sanhain“ - das Ende des Sommers. Die Kelten glaubten, dass an diesem Tag die Welt der Toten und die Welt der Lebenden zusammen treffen und sich vermischen, so dass die Toten an diesem Tag eine Chance hätten, von der Seele der Lebenden Besitz zu ergreifen. Um die Toten von sich abzuhalten, verkleideten sich die Menschen mit schrecklichen Masken und zogen laut durch die Gassen und ihre Häuser schmückten sie mit Rübengeister. Im 19. Jahrhundert wanderten Kelten in die USA aus und nahmen diese Tradition mit. Kinder zogen von Haus zu Haus, verkleideten sich und baten um Süßes oder Saures und es wurden richtig große Feste gefeiert. In Amerika gab es die Rübe nicht, jedoch viele Kürbisse und so entstanden an Stelle von Rübengeister, die Kürbisgeister. Und so kam Halloween wieder nach Deutschland zurück. Die Menschen feiern richtige Halloween-Partys und kochen gute Speisen, aber ekelig müssen sie aussehen, wie zum Beispiel Blutsuppe.“

„Blutsuppe?“ Die ganze Hühnerschar war sprachlos und verängstigt, aber der Hofhahn Don Jogl Hanne sagte: „Wir wollen auch Halloween feiern und wenn die Kinder kommen, schenken wir ihnen auch Süßes oder Saures.“

Alle Hühner gackerten los und jeder hatte Ideen, was sie brauchen um eine Halloween-Party feiern zu können. Sie baten die Brieftauben Karle und Horst, sie mögen doch Bauer Rehm ausrichten, dass sie eine Halloween-Party feiern wollen und sie bräuchten viele Kürbisse und Kerzen und zum Kochen einer Blutsuppe benötigen sie Kartoffeln, Zwiebeln, viele Rote Rüben und Sahne. Bauer Rehm war bald zur Stelle und brachte die bestellte Ware und verteilte die Kürbisse auf der ganzen Wiese. Er lächelte und sagte nur: „Vergesst aber das Eier legen nicht, ihr verrückten Hühner und geht rechtzeitig schlafen.“

Dann ging es zügig an die Arbeit. Die Kürbisse wurden ausgepickt und schaurige Gesichter gestaltet, dann wurden die Kerzen rein gesteckt und angezündet. Die gesamte Hühnerschar mit samt den 4 Hofhähnen betrachteten ihr Werk und waren über sich selber sehr erstaunt, was für künstlerische Meisterwerke sie gestaltet haben. Aus dem raus gepickten Kürbisfleisch, den Roten Rüben, Kartoffeln und Sahne kochten sie eine Blutsuppe, die ekelerregend aussah, aber sehr lecker schmeckte.